Geschichte
Sr. Euphemia Dorer
Seit Januar 2008 setzte sich der Verein “Pro Mariahilfkirche Luzern” für die Wiedereröffnung der ehemaligen Klosterkirche im Zentrum der Stadt Luzern ein. Dabei galt unser Interesse von Anfang an auch jener Ordensgemeinschaft, die dieses Kloster mit ihrer Spiritualität belebt und zu einem weit über die Stadt hinaus beliebten Gebetsort gemacht hat. In H. Albissers umfangreicher Klostergeschichte von 1938 “Die Ursulinen zu Luzern” (Geschichte, Leben und Werk 1659–1847)” stiessen wir bei der Gründergeneration auf eine ausserordentlich begnadete Ordensfrau, die sog. “gottselige” Sr. Euphemia Dorer, die im Ruf der Heiligkeit verstorben ist. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass im Kloster Mariahilf eine heute weitgehend in Vergessenheit geratene Mystikerin lebte. Von ihr sind persönliche Aufzeichnungen erhalten, ein spiritueller Schatz, den es aus der Dunkelheit der Vergangenheit und des Vergessens zu heben lohnt. Als Verein “Pro Mariahilfkirche Luzern” möchten wir das Erbe dieser Mystikerin aus dem Dunkel der Vergessenheit wieder ans Licht heben. Eine Gedenktafel nahe Eingang in der Kirche weist auf Sr. Euphemia hin. Zudem brachte Diakon Urban Camenzind-Herzog zusammen mit dem Verein 2016 ihre Biographie neu heraus, welche 1904 von der Ursulinenschwester M. Dominica Amann geschrieben wurde. Das Buch gibt einen Einblick in die Tiefe und den Reichtum des spirituellen Lebens einer überaus couragierten und begnadeten Frau, die vor ca. 300 Jahren in Luzern lebte und wirkte.
Sr. Euphemia aus Baden (1667–1752)
Radio Maria
Podcast
Interview von Radio Maria mit Urban Camenzind-Herzog über die gottselige Schwester Euphemia Dorer (ausgestrahlt am 16.4.2020).
Hören Sie in dieser Sendung Kostbarkeiten aus ihrem Leben, wie Gott sie beschenkt hat und wie sie gewirkt hat.
Buch
Biografie
Exemplare der Biografie von Sr. Euphemia sind in der Mariahilfkirche aufgelegt oder sie können sich für 20 Franken ein Buch zusenden lassen.
Biografie
Maria Euphemia Dorer wurde am 7. Oktober 1667 in Baden geboren und starb am 4. März 1752 in Freiburg im Breisgau. Euphemia kam als siebtes von acht Kindern des Chirurgen Kaspar Dorer und seiner Ehefrau Euphemia, geborene Honegger, zur Welt. Sie trat 1686 in das Ursulinenkloster zu Luzern ein. Schon bald wurden ihr mystische Gnaden zu Teil, welche sich bis an ihr Lebensende in Visionen, Einsprechungen und Stigmatisierungen offenbarten. Auf Geheiss Jesu hin begründete sie in Luzern die Herz-Jesu-Verehrung. Im Jahr 1699 wurde sie in die drei Jahre zuvor gegründete Niederlassung der Ursulinen in Freiburg im Breisgau gesandt. Sie wirkte dort als Lehrschwester und tat sich als Gründerin der Freiburger Herz-Jesu-Bruderschaft hervor. Nach ihrer Wahl zur Oberin im Jahr 1706 veranlasste sie den Bau des dortigen Ursulinenklosters und erreichte die Loslösung dieses Konvents vom Luzerner Mutterhaus. 1715 legte sie ihr Amt als Oberin nieder und zog sich für neun Jahre in das Luzerner Kloster Mariahilf zurück. Da die Freiburger Schwestern sie 1724 erneut zur Oberin wählten, kehrte sie 1725 nach Freiburg zurück und bemühte sich vor allem um die Ausstattung der Klosterkirche. Im Jahr 1734 legte sie ihr Amt nieder und verblieb in Freiburg, wo sie 1744 die schwere Beschädigung des Klosters während der Belagerung durch französische Truppen miterlebte. Bereits hochbetagt setzte sie sich in ihren letzten Lebensjahren noch tatkräftig für die Wiederherstellung der Klostergebäulichkeiten ein. Euphemia Dorer erlebte nicht mehr mit, dass die Ursulinen (mit damals 20 Lehrschwestern) während des Badischen Kulturkampfes ihre Schule (mit damals etwa 1100 Kindern und Jugendlichen) aufgeben und aus dem Kloster ausziehen mussten.
Am 4. März 1752 erlag Sr. Euphemia einer Lungenentzündung. Wie die Todesnachricht in den Klöstern der Umgebung aufgenommen wurde, bezeugt ein Eintrag im Kapitelsprotokoll des Benediktinerklosters St. Peter: “In Freiburg verschied heilig im Herrn die gottgeweihte, ehrwürdige und durch prophetischen Geist berühmte Jungfrau Maria Euphemia Dorer aus der Gesellschaft der Hl. Ursula, Oberin daselbst (…), welche während ihres Lebens im Rufe grosser Heiligkeit stand.”
Ursulinenkloster Freiburg in Breisgau, Foto: Archiv Hans Sigmund
Wirken und Vermächtnis
Nach dem Studium der uns zugänglichen Literatur über das Leben und Wirken von Sr. Euphemia Dorer sind wir überzeugt, dass wir in ihr einer bedeutenden Mystikerin, einer prophetisch begabten und heiligmässigen Ordensfrau begegnet sind. Über Leben und Wirken der Ursulinerin Sr. Euphemia gibt vor allem Aufschluss das Buch “Schwester Euphemia Dorer. Ursulinerin. Ein Lebensbild” von M. Dominica Amann, Freiburg im Breisgau 1904.
Einblick in Tiefe und Reichtum des spirituellen Lebens von Sr. Euphemia gibt eine von den Ursulinerinnen in Brig im Jahre 1880 erstellter und edierter Sammelband der sog. “Unterweisungen”. Diese Unterweisungen sind ein zärtlicher Dialog zwischen dem “göttlichen Liebhaber” und seiner Braut, dem “kleinen Nichts”. Über die Bedeutung dieser Unterweisungen hinaus, – sie wurden schon zu Euphemias Lebzeiten in Abschriften weitergegeben –, war Sr. Euphemia eine anerkannte und von hohen geistlichen und weltlichen Würdenträgern geschätzte Ordensfrau. In Freiburg i. Br. verehrt man sie bis heute als eine der grossen Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Sie stand auch in Luzern beim Volk, der Geistlichkeit und der Regierung in grossem Ansehen. Ähnlich wie es von Theresa von Avila berichtet wird, muss Sr. Euphemia eine sehr charmante und umgängliche Persönlichkeit gewesen sein. Eine kleine Episode, die ihre Beliebtheit bei Luzerner Volk und Regierung dokumentiert, berichtet uns Sr. M. Dominica Amann in ihrem Buch.
Nachdem Sr. Euphemia ihr Amt als Oberin in Freiburg im Breisgau um 1704 niedergelegt hatte, lebte sie während neun Jahren wieder in ihrem geliebten Luzerner Kloster. Als man in Luzern erfuhr, dass die Freiburger Schwestern sie 1724 erneut zur Oberin gewählt hatten, wollte man sie in Luzern nicht mehr ziehen lassen: “Die Kommunität in Luzern war aber nicht im geringsten gesonnen, Mutter Euphemia nochmals nach Freiburg, der Stätte so vieler Leiden, zurückkehren zu lassen; sie wehrten sich entschieden gegen die Annahme der Wahl und verlangte auch von der Gewählten deren Ablehnung (…) In Freiburg wollten jedoch die Schwestern ebenso wenig nachgeben, als in Luzern; sie drängten den Bischof, um die Erlaubnis zur Abholung der gewählten Oberin zu erhalten. Mutter Magdalena von Eggemüller und Schwester Ignatia von Heintze machten sich auf den Weg nach Luzern, voll der frohen Hoffnung, die geliebte Mutter bald wieder heimführen zu können. Im Kloster angekommen, brachten sie sofort ihr Begehren vor, und übergaben zwei bischöfliche Schreiben, das eine für die Superiorin, das andere für Mutter Euphemia bestimmt. Sobald die Schwestern die Absicht der Ankömmlinge erfuhren, entgegneten sie in höchster Aufregung: “Potz tausend, wir löhnt sie nit mehr fort; ihr habt sie lang genug gehabt.” … Bald darauf erfuhren auch die Luzerner Frauen, bei denen Mutter Euphemia in hohem Ansehen stand, die Nachricht von deren Abberufung, und durch sie die Ratsherren der Stadt. Die letzteren aber fassten einen Beschluss, wonach Mutter Euphemia die Stadt Luzern nicht mehr verlassen dürfe. Als jedoch am andern Tage der Grosswaibel im Auftrag des Magistrats der Schwester Euphemia von diesem Beschluss Kenntnis geben wollte, befand sie sich schon auf dem Weg nach Freiburg.”
Wir glauben, in Sr. Euphemia eine zukunftweisende Spur gefunden zu haben. “Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein”, lesen wir bei Karl Rahner SJ. Mit Blick auf ein Haus, eine Schule des Gebetes hätte uns kaum Besseres widerfahren können als die Begegnung mit einer “hauseigenen” Mystikerin.
Ein verborgener Schatz
Mit der Genehmigung des Bischofs von Sitten Adrianus liessen die Ursulinerinnen von Brig im Jahre 1880 bei den Gebrüdern Räber in Luzern “das Leben und die Schriften der gottseligen Euphemia Dorer” in mehreren Bänden veröffentlichen. Im Vorwort bezeichneten die Herausgeberinnen das Leben und die Schriften von Sr. Euphemia als einen verborgenen Schatz. “Das Leben und die Schriften der gottseligen Euphemia von Baden waren bisher ein verborgener Schatz. Der sogenannte Kulturkampf mit seinem Klosterstürme brachte ihn in unsere Hände, und das unter Umständen, in denen wir glauben, einen höheren Wink zu erkennen, dass wir diesen Schatz veröffentlichen sollten.”
Auch wir als Verein “Pro Mariahilfkirche Luzern” meinen, in dieser Wiederentdeckung einen höheren Wink zu erkennen. Es ist uns ein Anliegen, vor allem den Menschen in Luzern und Umgebung das Leben und Wirken dieser aussergewöhnlichen Ordensfrau näher zu bringen.
Sr. Euphemia wurde schon zu Lebzeiten von vielen kirchlichen und weltlichen Persönlichkeiten als heiligmässig angesehen. Auf ein nicht unwichtiges Indiz ihres heiligmässigen Lebens ist man bei einer Verlegung der Gräber zufälligerweise gestossen. Bei der Exhumierung entdeckte man, dass Sr. Euphemias Leichnam unverwest geblieben war. Deshalb wurde im Jahre 1901 das Grab im Auftrag des Bischofs unter Aufsicht von Monsignore Dr. Werthmann offiziell nochmals geöffnet und in einem Protokoll wurde der Befund Ihrer Unverwestheit festgehalten.
Bei einem Besuch des Grabes von Sr. Euphemia in Freiburg erzählte uns die Ursulinin, welche uns in die Gruft führte, folgende Begebenheit: Am Ende des 2.Weltkrieges schlug 1944 eine Bombe in die St. Martinskirche ein, sodass der Sarg von Euphemia, welcher zu diesem Zeitpunkt unter einem Seitenaltar der St. Martinskirche untergebracht war, beschädigt wurde. Der Leichnam von Sr. Euphemia sei mit Glassplittern übersät gewesen. Sr. Ursula kannte jene Schwester noch persönlich, welche damals den Leichnam von Sr. Euphemia von den Splittern befreien und umsargen musste. Diese habe bezeugt, dass Euphemia auch 192 Jahre nach ihrem Tod noch völlig unverwest gewesen sei.
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